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Beate Bröcker: Die Stärke der Verletzlichkeit in der Kunst

Beate Bröcker verarbeitet mit ihren Skulpturen und Gemälden gesellschaftliche und persönliche Verletzlichkeit, gepaart mit stiller Stärke. Aus Upcycling-Materialien entstehen Werke, die zur Reflexion und Verantwortung auffordern. Ihre Kunst lädt dazu ein, eigene Schwächen als Quelle für Mut und gemeinsames, nachhaltiges Handeln zu erkennen.

Wie kam es zum Verkauf Ihres ersten Kunstwerkes?

Das Verkaufen meiner Kunstwerke war kein Plan sondern ein Zufallsergebnis.
Der erste Verkauf gelang über eine Facebookgruppe, in der viele Amerikaner*innnen waren. Als ich dort meine ersten Collagen postete, erhielt ich viel positives Feedback. Und schließlich fragte Nancy H. aus Oregon, ob sie ein Kunstwerk kaufen könne. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Eigentlich wollte ich über die Gruppe nur ein Feedback zu meinen Bildern bekommen. Natürlich war ich hoch erfreut über diese spontane Kaufanfrage und begann mit dem Verkauf vorrangig in die USA.  nun einen Onlineshop zu planen.

Was schätzen die Sammler Ihrer Werke am meisten an Ihrer Kunst?

Die Sammler schätzen den Umgang und das kreative Kombinieren der verschiedensten Materialien in meinen Werken, die das Thema der Zerbrechlichkeit plastisch symbolisieren und durch Risse, recyceltem Material und Zeichen der Vergänglichkeit zum Nachdenken anregen.

"Ich mache durch meine Kunst die ökologische und gesellschaftliche Verletzlichkeit sichtbar und rege zum reflektierten Handeln an."

Was sind Themen besonderer Bedeutung, die Sie auch immer wieder in Ihrer Kunst behandeln?

Die Zerbrechlichkeit der Welt und unsere Verantwortung ist mein zentrales Thema in der Kunst. Meine Werke sollen Impulse für nachhaltiges Handeln liefern. Ohne belehrend zu wirken. Sie laden ein zum Nachdenken über die ökologischen, gesellschaftlichen und persönlichen Aspekte  der Fragillität der Welt und schaffen Räume für die Reflexion darüber.

Können Sie uns ein wenig mehr über die „Starke Frauen“-Serie erzählen?

Meine neuste Serie „Starke Frauen“ zeigt kraftvolle Frauenfiguren als detailreiche Papiermaché -Skulpturen als Symbol für Resilienz und Selbstbehauptung. Sie entstehen aus recyceltem Verpackungsmaterial und Fundstücken. Jede Figur erzählt dabei eine eigene Geschichte: von Mut, Widerstand, Fürsorge, Freiheit, Kreativität oder Wandel. In ihren Haltungen, Farben und Formen  spiegeln sich Stärke, Vielfalt und Ausdruckskraft weiblicher Lebenswelten.

"Meine Kunst fördert einen bewussten, stillen Dialog über Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt."

An welchem Punkt in Ihrem Leben haben Sie begonnen, sich als Künstler zu identifizieren?

Ich habe mich nicht von einem Tag auf den anderen als Künstlerin gefühlt. Er war ein leiser schleichender Prozess – ein inneres Annähern. Als ich die ersten Reaktionen auf meine Kunstwerke bekam – ehrliche Berührtheit, Resonanz, da wurde es für mich peu à peu klarer. Ich vermute, der Prozess dauert noch an.

Wie kommt es zu Ihren Ideen und wie entwickeln Sie diese?

Meine Inspiration finde ich oft dort, wo andere achtlos vorbeigehen: in abgenutzten Oberflächen, weggeworfenen Verpackungen, Rissen in der Wand oder Gesprächen am Rande. Alles kann ein Ausgangspunkt für eine Werk sein, wenn man mit offenem Blick durch die Welt geht. Gleichzeitig inspirieren mich gesellschaftliche Brüche, Ungleichgewichte. Ich möchte Dinge sichtbar machen, die sonst unter der Oberfläche bleichen. Die Kunst ist für mich ein stiller, aber bestimmter Kommentar zum Zustand unserer Welt. Ich beobachte, lese, höre zu – und übersetze das Erlebte in Skulpturen und Bilder.

Broken 100 x 120 cm


Welche Orte / Räume haben eine besondere Bedeutung in Ihrer Kunst?

Besondere Bedeutung haben für mich unscheinbare Orte, ein verlassener Hinterhof, eine Baustelle, ein Flohmarkt. Diese Orte erzählen Geschichten, die ich in meinen Werken weiterspinne.

Umgeben Sie sich mit anderen Künstlern? Wie sieht Ihr Umfeld aus? Gibt es hier Menschen, die auf Ihre Kunst einen Einfluss haben?

Ich schätze den Austausch mit anderen Künstler*innen sehr. Oft entstehen dabei neue Perspektiven auf mein eigenes Arbeiten.Es bedeutet Lernen, nicht akademisch sondern im Tun.

Welche Rolle spielen Innovation und Tradition für Sie?

Ich arbeite mit dem traditionellen Material Pappmache. Meine Figuren entstehen aus Verpackungsmüll, Fundstücken und recycelten Materiailen. Sie verbinden handwerkliche Tradition mit einer heutigen Botschaft: es geht um Verletzlichkeit, Stärke und Verantwortung. Besonders in meiner Serie Starke Frauen wird das sichtbar – alte Technik, neu gedacht.

Starke Frau XVI 47 x 8 x 8 cm


Gibt es ein Kunstwerk in Ihrem Leben, dass Sie besonders beeindruckt hat?

Es war nicht das berühmte Werk, das mich am meisten beeindruckt hat, sondern eine kleine Mixed-Media-Arbeit in einem unscheinbaren Atelier in Südfrankreich. Aus Karton, Asche und Stofffetzen. Sie war roh, ehrlich, berührend. Ich habe damals verstand, dass Kunst nicht laut sein muss, um stark zu wirken

Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal, mit dem Sie sich von anderen Künstlern unterscheiden?

Ich arbeite bewusst mit Rissen, Brüchen und Spuren der Zeit. Dieser Ästhetik des Unperfekten zieht sich durch meine Werke – sie macht Verletzlichkeit sichtbar, aber auch Widerstandskraft. Gerade das Nichtglänzende ist es, das berührt. Meine Skulpturen, vor allem die Serie Starke Frau, zeigen weibliche Körper, die nicht idealisiert sind – sondern echt, verletzlich, kraftvoll. Ich formuliere damit eine alternative Sicht auf die Weiblichkeit. Das zusammenspie aus Figur, Material und Aussage macht meine Arbeit einzigartig.

Haben Sie aktuelle oder zukünftige Projekte, über die Sie gerne sprechen möchten?

Aktuell arbeite ich an einer neuen Serie von Pappmachè Skulpturen, in der ich mich noch stärker mit dem Thema „Würde im Alltag“ auseinandersetze. Es geht um unsichtbare Heldinnen, um innere Aufrichtung trotz Belastung – in Form, Material und Haltung.

Photos by: Katrin Freund

Weitere Informationen und verfügbare Werke unter:
www.beatebroecker.com

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